Es ist mir klar, dass einige Menschen in der Gemeinde mit dem Begriff Leitbild so rein gar nichts verbinden können. Bei einigen bin ich allerdings verwundert, wie dieser Prozess ausgelegt wird. Nun gut, vielleicht hätte ich frühzeitig mehr informieren sollen, aber welche Begrifflichkeiten da jetzt gerade durcheinandergeraten, konnte ich nicht vorhersehen. Für alle, die es wirklich interessiert, habe ich jetzt mal ein paar Erklärungen dazu zusammengefasst.
Einige Projekte für die Gemeinde werden gefördert. Die Institutionen, die Fördergelder vergeben, verknüpfen damit Maßnahmen, die von der Gemeinde geleistet werden müssen. Das Integrierte Stadt-Entwicklungskonzept (ISEK) beispielsweise finanziert sich aus Fördergeldern, genauso wie die Kinderfreundliche Kommune. Die „Geldgeber“ erwarten, dass die Gemeinde ein Leitbild entwickelt. Es ist ein Prozess, der sich an der Zukunft orientiert, der viele Facetten berücksichtigt und eine klare Positionierung erfordert.
Vielleicht hilft es, ein Leitbild in Bezug auf eine Kommune zu definieren:
Ein Leitbild legitimiert das kommunale Handeln einer Stadt, Gemeinde oder eines Kreises und bietet eine Wiedererkennbarkeit. Es schafft Klarheit, Transparenz sowie Verbindlichkeit und positioniert die Kommune sowohl nach innen als auch nach außen. Das Leitbild erleichtert ein einheitliches Handeln verschiedener Akteur:innen und sorgt für Stabilität und Nachhaltigkeit bei Entscheidungsprozessen. Die Lebensqualität der Bevölkerung betreffende Themenbereiche können in einem Leitbild explizit berücksichtigt werden.
Soweit die Definition. Leitbilder, so wie ich sie bisher in Behörden kennengelernt habe, sind häufig wohlformulierte, abstrakte Zielsetzungen, die leider auch häufig beliebig austauschbar sind. Mein Ziel ist es, mit der Leitbildentwicklung Besonderes und Einzigartiges unserer Gemeinde zu entdecken und herauszustellen. Zur Verdeutlichung entleihe ich mir mal den Claim der Stadt Euskirchen „Stadt mit Gesicht“. Weilerswist benötigt ebenfalls ein Gesicht, also wie möchte ich, dass Weilerswist von außen wahrgenommen wird? Dazu gesellt sich aber auch noch die „Seele“. Was braucht es, damit die Bürger:innen sich mit der Gemeinde identifizieren? Wie erreiche ich Gemeinschaft und Zusammenhalt?
„Eine gesichtslose Gemeinde“ übertitelte der Stadt-Anzeiger-Redakteur Tom Steinicke seinen Artikel dazu. Glauben Sie mir, als Weilerswisterin und als Bürgermeisterin dieser Gemeinde tut das weh zu lesen. Die Verfasserin einer ersten Ausarbeitung zum Leitbildprozess war teilweise erschreckend ehrlich. Aber soll ich deshalb die Augen davor verschließen?
Was ich in letzter Zeit über diesen Entwicklungsprozess gelesen und in Gesprächen gehört habe, verursachte aber gelinde ausgedrückt, Unverständnis. Nochmals: Die Gemeinde muss ein Leitbild erstellen, wenn Fördergelder fließen sollen. Da es aber Sinn macht, ein einmal entwickeltes Leitbild anschließend auch an möglichst viele Personengruppen (z. B. Politiker, Verwaltungsmitarbeiter:innen, Bürger:innen) weiterzugeben, bedarf es des Bekanntmachens. Nun kommt das Kommunikationskonzept ins Spiel. Die Fachleute mögen mir verzeihen, wenn ich Analysen, Strategie, Mediamix und Dialoggruppen vereinfacht darstelle. Damit ist gemeint, dass idealerweise die Personen, an die es kommuniziert werden soll, enthalten sind, ebenso wie die Medien, die Ziele und die Botschaften, die ankommen sollen.
Ich gebe zu: Ende des letzten Jahres habe ich ein paar Schritte übersprungen, als die Gemeinde Angebote eingeholt hat, um einen weiteren Informationskanal zu installieren, einen Facebook- und Instagram-Kanal. Das hatte aber tatsächlich einen Grund. Bis dahin wurden viele Informationen über meine private Facebook-Seite bekannt gegeben. Aus verschiedenen Gründen, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte, da sie teils privater Natur sind, wollte ich das ändern. Das Veto aus dem Rat hat das gestoppt. Was letztendlich förderlich war, denn jetzt geht alles seinen geregelten Gang. Nun gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftigen wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Fraktionsvertreter wissen, wie wichtig der Vorgang der Leitbildentwicklung ist. Für mich ist es wünschenswert, wenn auch Weilerswist schon recht bald seine „Position“ findet und diese dann auch kommuniziert wird – auf welchen Kanälen das dann geschieht, wird sich aus dem Kommunikationskonzept ergeben.